Trierischer Volksfreund, 12. April 2021
Ein geistreicher künstlerischer Dialog
(…) Anna Reckers Grundform ist das Dreieck, eine der reinen geometrischen Formen, die seit der Antike als philosophische Formen gelten, mit deren Hilfe die ganze Welt geistig zu durchdringen ist. Liest man den Titel “Platons Erben“ einer der Ausstellungen im Kunstmuseum Bayreuth, ist man ganz nah am Selbstverständnis der Künstlerin. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wie gesagt: Das Dreieck ist Ihr Gegenstand. Das reflektiert sie, variiert und erweitert es zu Sechsecken, legt es in der Endlosschleife des sogenannten Möbius-Bandes frei oder verräumlicht es zu Quadern. „Das Komplexe ist aus einer großen Zahl von Einfachem zusammengesetzt“, sagt die Künstlerin.
Allerdings bleibt es nicht beim rein geistigen Formenspiel. Anna Recker ist auch eine große Poetin. Das Traumblau ihrer Bilder macht die schweren Quader schweben und geht mit der strengen Geometrie eine wunderbar fantastische Verbindung ein. Aus anmutigen Choreografien drängen andernorts die Schleifen in den Raum. Reckers Arbeiten bewegen sich so im Spannungsfeld von Rationalität und Emotionalität, von geistiger Strenge und Sinnlichkeit (…)
Eva-Maria Reuther